Erleben
Tauchen Sie ein in die Zeit des Kalten Krieges (1945-1989) und beginnen Sie eine ganz besondere, audiovisuelle Führung durch das Hilfskrankenhaus Gunzenhausen.
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Als ich damals im Krankenhaus Gunzenhausen als Krankenschwester
anfing, wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass ich einmal hier unten landen würde.
Bei einem Probeeinsatz 1986 lernte ich dieses Krankenhaus tief unter der Erde kennen.
Errichtet wurde es im Anfang der 70er Jahre aus Angst, um im Falle eines Atombombenanschlags auf
Nürnberg als Auffangstation fungieren zu können. Es sollte uns ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
Denn zu dieser Zeit drohte permanent die Gefahr eines Dritten Weltkrieges. Nun, nachdem der Kalte
Krieg vorbei ist, besuche ich diesen Ort für eine Führung...
„Die Erinnerungen kommen zurück...
als ich den Treppen fünf Meter tief unter die Erde folge. Der Führungsleiter öffnet die schwere Tür. Das Knarzen klingt noch wie früher und sofort fühle ich mich zurück versetzt in meine Zeit auf dem 4.000qm großen Areal."
„Ich höre noch immer das Rattern der Lüftung...
auch wenn die Maschinen jetzt still stehen. Das durch Stahlbetonplatten und einen Bleimantel abgeschirmte Gebäude löst immer noch ein beklemmentes Gefühl in mir aus... “
„Wie eine Zeitreise...
kommt mir mein Besuch hier vor. Auch im Raum für die Materialien sieht es noch immer so aus, wie wir es zurückgelassen haben... Die Arbeitskleidung, Werkzeuge und Schlappen sind noch genauestens sortiert, beschriftet und sogar noch originalverpackt.“
„Giftgrün leuchtende Wände...
sollten Orientierung geben. Jetzt ist das Leitsystem mit fluoreszierender Farbe an einigen Stellen abgeblättert. Doch mit jedem Schritt führt es mich tiefer in die Vergangenheit... Die Schritte hallen von den Wänden zurück und das beklemmende Gefühl überkommt mich wieder.“
„Nur spärlich ausgestattet...
und noch unappetitlicher als damals! Die Krankenhausküche lässt mich schaudern. Hier sollte für 600 Personen gekocht werden. Doch zu Essen gab es lediglich aufgewärmte Konserven aus riesigen Schnellkochtöpfen.“
„Unruhe, Platzmangel und Lautstärke...
machten meinen Kollegen und mir zu schaffen. Ein Bett hatte man nie für sich allein. Meistens fand ich nach meiner Schicht das Bettzeug noch warm vor.“
„Teure und veraltete Maschinen...
finden sich zuhauf in diesem Gebäude. Die Instandhaltung der Geräte und Maschinen verschlang jährlich 25.000 DM. Erstaunlich, dass es bis 1996 in Stand gehalten wurde.“
„Im Operationssaal...
liegt das Besteck immer noch einsatzbereit auf den Tischen. Ich erinnere mich, wie wir zusammen mit den Ärzten um das Leben der Patienten gekämpft haben.“
„Die Anspannung bei den Patienten und Pflegern...
war schwer zu ertragen. Als ich eines der Krankenzimmer betrete, sehe ich noch heute vor mir, wie wir die Patienten mit dem Nötigsten versorgt haben.“
„Scheinbar ist die Zeit in diesem Krankenhaus stehen geblieben.
Wenn ich darüber nachdenke, hätten wir niemals die angesetzten 14 Tage hier unten überstanden.“